Kann ein falsches Ergebnis mal richtig sein?

Die Referenten

Diese nachdenkliche Frage richtete Manuela Branz zum Ende ihres Vortrages über den David MetaGer und den Goliath Google an die gut 30 Gäste beim Clubabend am 7. Mai 2019. Denn viel zu oft und viel zu selbstverständlich folgen die Nutzer den Vorschlägen und Routinen der weltweiten Nummer 1 der Suchmaschinen.

Gemeinsam mit dem Softwareentwickler Phil Höfer und SUMA-EV-Büroleiter Carsten Riel informierte sie über Gefahren, die für die meisten Nutzer durch den unkritischen Gebrauch von Google entstehen können.

Können wir noch selbstständig recherchieren, wenn für uns gefunden wird, bevor wir suchen? Fällt uns auf, wenn wir die immer gleichen Ergebnismuster präsentiert bekommen? Fragen wir uns noch, ob ein falsches Ergebnis nach einer Google-Suche für uns eventuell besser wäre? Denn längst arbeitet Google mit seinem RankBrain daran, die Suchintention von Menschen zu ermitteln, um immer genauere – geldwerte – Ergebnisse präsentieren zu können. Noch, so die Botschaft der Drei, haben wir die Möglichkeit, uns anders zu verhalten.

Auf welche Seite man sich in diesem Grundsatzstreit zwischen Technikoptimisten und -pessimisten auch schlagen mag – unbestreitbar ist, dass lernenden Algorithmen in vielen Bereichen immer größere Verantwortung übertragen wird, sei es in der Medizin, beim autonomen Fahren oder wenn es um die automatische Auswertung gigantischer, von wissenschaftlichen Experimenten erzeugten Datenmengen geht.

Der Grund dafür ist simpel: Wir Menschen sind heute zunehmend überfordert. Zu viele Informationen, zu viele Daten, zu viele Medien, zu wenig Zeit. Computer versprechen hier Hilfe, maschinelles Lernen ist das Zauberwort, das uns heute die Lösung vielfältiger Probleme liefert. Und obwohl uns Google kennt und begleitet, geht es den Betreibern von Suchmaschinen weniger um den Einzelnen als vielmehr um die Nutzerpräferenzen der VIELEN.

Denn dort liegen die Einnahmequellen – vor allem dann, wenn im Voraus treffsicher Angebote auf dem Rechner platziert werden können. Wenn etwa an einem Wochentag von einem PC in einer Wohnung in der List das Suchwort „Gleitsichtbrille“ eingegeben wird, dann möchte man von dieser Person doch mehr wissen. Ist es ein Schüler, der sich mit einem physikalischen Problem für eine Hausarbeit rumschlägt, oder eine arbeitslose Person, die wissen will, welche Kosten das Arbeitsamt erstattet?

Dieses Kontextverständnis zu haben ist ein Wettbewerbsvorteil – und kann ein Problem auch für Demokratien werden. Mithilfe von Deep Learning, künstlicher Intelligenz lassen sich die Lebensgewohnheiten der Menschen schon zu oft „hinter ihrem Rücken“ ermitteln und in die digitale Absatzwirtschaft integrieren.

Gegenmittel?

Wer unerkannter bleiben will, sollte mehrere Suchmaschinen nutzen – eventuell Suchanfragen auch in unterschiedlichen Sprachen formulieren. Und natürlich im Browser die Einstellung vornehmen, dass alle Cookies vor dem Runterfahren gelöscht werden.

Bericht: Katharina Kümpel
Fotos: Torsten Hamacher

 

Suchmaschinen

Generell lassen sich Suchmaschinen in drei verschiedene Typen einteilen: Indexbasierte Suchmaschinen, Katalogsuchmaschinen und Metasuchmaschinen. Außerdem können sie nach ihren Suchgebieten kategorisiert werden: Sie durchsuchen entweder das gesamte frei zugängliche Netz oder nur Teilbereiche.

Google ist unangefochten die Nummer 1 im weltweiten Suchmaschinenmarkt, gefolgt von Bing, Yahoo!, dicht gefolgt vom russischen Suchdienst Yandex  und vom chinesischen Suchdienst Baidu. Alle übrigen sind sogenannte Meta-Suchmaschinen.  

Indexbasierte Suchmaschinen
Der am weitesten verbreitete Suchmaschinentyp bietet eine indexbasierte Suche. Die Suchmaschine liest dabei mit Hilfe von Crawlern automatisch eine Vielzahl von WWW-Dokumenten ein, analysiert sie algorithmisch (also mit Hilfe eines Computerprogramms) und legt dann einen Suchindex an, der bei späteren Suchanfragen kontaktiert wird.

Metasuchmaschinen
Eine Metasuchmaschine erstellt keinen eigenen Suchindex, sondern greift auf den Datenbestand indexbasierter Suchmaschinen zurück. Die einzelnen Suchergebnisse der durchsuchten Index-Suchmaschinen werden durch die Metasuchmaschine gewichtet und in einer neuen Ergebnisliste zusammengefügt.

 

Zum Thema Datenschutz weist unser Mitglied Thorsten Luhm darauf hin, dass man Widerspruch gegen die Weiterleitung von Daten durch die Einwohnermeldeämter einlegen kann. Informationen und nützliche Links findet man in seinem Blog-Beitrag „Einwohnermeldeamt gibt Daten an Parteien weiter — oder nicht …“ Vielen Dank für diesen Hinweis, Herr Luhm!