Roter Teppich , Champagner, internationale Stars, Weltpremieren: So stellt sich die Welt der Internationalen Filmfestspiele dem Fernsehzuschauer dar. Pustekuchen! Wie es wirklich aussieht an den Stätten des Starkults schilderte der freiberufliche Journalist für Film, Funk, Fernsehen und Verlage, Dr. Siegfried Tesche (56), seinen amüsierten und beeindruckten Zuhörern am 11. März im Presse Club.
Seine Kompetenz ist unbestritten. Seit er als Kind den VW-Film „Ein toller Käfer“ im Kino gesehen hatte, war seine Leidenschaft geweckt. Soziologiestudium und Bundeswehr, sogar eine Anstellung in der Verwaltung lenkten ihn nicht nachhaltig ab: Der Film, das war sein Leben. An die 1.000 Interviews hat er mit Schauspielern, Regisseuren und Kameramännern geführt, er kennt sie alle, die Großen der Branche.
Wo lernt man sie kennen? Am besten auf Filmfestivals, von denen es seit der Premiere des 1. Filmfestivals in Venedig 1932 mit dem Klassiker „Mr. Jekyll and Mr. Hyde“ unzählige gibt. Die berühmtesten finden neben Venedig in Cannes, Locarno und Karlsbad statt, seit 1951 in Berlin und an weiteren elf „A-Standorten“. Danach folgen eine Unzahl internationaler, nationaler, regionaler und lokaler Festivals der unterschiedlichsten Art, darunter allein 800 Festivals und über 200 Kurzfilmfestivals in der EU.
Nehmen wir Cannes: Zu den 72.000 Einwohnern gesellen sich während der Filmfestspiele über 200.000 Gäste, darunter allein 5.500 Journalisten, für die es jedoch während der großen Pressekonferenzen nur 250 Plätze gibt. Wie kommt man in den Genuss einer Zulassung dafür? Ach, das ist schwer. „Man muss sich regelrecht hochdienen“, erinnert sich Siggi Tesche. „Es kommt auf die Medien an, für die man arbeitet, auf die richtigen Kontakte zu den wichtigen Menschen und nicht zuletzt auf die Summen, die Auftraggeber für Exklusiv-Interviews zu zahlen bereit sind. Ja, das ist auch eine Geldfrage.“
Und die Interviews sind auch nicht das reine Zuckerschlecken. Schlecht gelaunte Schauspieler, genervte Regisseure und PR-Damen, die „ihren“ Stars die richtigen Antworten vorschreiben, stressen den Interviewer.
Warum tut sich Dr. Tesche das alles an? “Gute Frage, manchmal weiß ich das selbst nicht, zumal die Honorare immer karger werden, und dafür die Aufwendungen immer weiter steigen“, antwortet der Filmjournalist. „Aber es hat schon eine gewisse Faszination, für Tage mitten drin zu sein, wo sich der Glamour der Welt trifft.“
Übrigens: Dr. Tesche plaudert nicht nur höchst unterhaltend, er hält auch Vorträge, veranstaltet Ausstellungen, gestaltet Firmenveranstaltungen und ähnliches. Von irgendwas muss er ja schließlich leben, wenn schon die großen Festivals nichts mehr bringen!
Weitere Informationen unter www.siegfriedtesche.de
Bericht: Ulrich Eggert