„Die Welt nach Wolfsburg bringen – das war meine Aufgabe!“

Otto-Ferdinand Wachs und Moderator Klaus Ritgen

Autos sind eigentlich nicht so mein Ding. Natürlich schätze ich es, wenn sie mich sicher von A nach B bringen. Sie dürfen auch gern schick aussehen, und ich liebe es, bei gutem Wetter mit dem Cabrio rund um Hannover zu cruisen. Aber es geht im Zweifel auch ohne Kfz! Vor diesem Hintergrund hat mich ein Presseclub-Abend mit dem langjährigen Geschäftsführer der Autostadt GmbH erst mal nicht so richtig gereizt. Zu Unrecht, wie sich schnell herausstellte, denn der Vortrag von Otto-Ferdinand Wachs war wirklich spannend und erlaubte einen tiefen Blick hinter die Kulissen des Volkswagenkonzerns durch die Brille eines Presseverantwortlichen.

Fast 40 Jahre war Wachs in unterschiedlichen Funktionen für den Volkswagen-Konzern tätig: vom ersten Auslandseinsatz in USA/Kanada für die Audi AG (1986-1987) bis zum Leiter der Konzern-Kommunikation der Volkswagen AG (1993-1996) und zum Vorstandsbevollmächtigen der Volkswagen AG (1996-1999). Im Anschluss daran bekam er dann noch eine „kleine“ Aufgabe übertragen – die Entwicklung, den Aufbau und die Geschäftsführung der Autostadt GmbH, deren Ziel ganz eindeutig war: „Wir wollten die Welt nach Wolfsburg bringen!“

Wachs nahm uns mit in die aufregende Zeit des Baus der Autostadt, eines dezentralen Projekts der Expo 2000, von den VW-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch gern als Tor Ost der Expo tituliert. Und wie bei solchen Großprojekten üblich, lief nicht alles rund und termingerecht. So manche Nacht verbrachte Wachs daher auf einem Klappbett in der Baustelle. Vor allem der Bau des 5-Sterne-Hotels war keineswegs so einfach wie gedacht. Aber irgendwie klappte dann doch alles und am 31. Mai 2000 wurde die Autostadt im Beisein von Bundeskanzler Gerhard Schröder, dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel und dem Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG, Ferdinand Piëch, eröffnet.

Otto-Ferdinand Wachs hat alle Konzernverantwortlichen von VW erlebt und in der einen oder anderen Form kommunikativ begleitet: Carl Horst Hahn, Ferdinand Piëch, Daniel Goeudevert, José Ignacio Lopez. Und er musste auch immer mal wieder Krisenkommunikation betreiben, denn VW machte nicht nur durch seine große Produktpalette und eine ausgesprochen erfolgreiche Mitbestimmungskultur, sondern wiederholt auch durch Skandale auf sich aufmerksam.

Wachs erinnerte auch daran, dass in den 80er und 90er Jahren die Pressearbeit noch deutlich anders aussah als heute. Zeitungen waren noch die Leitmedien für die Meinungsbildung, Internet gab es noch nicht, Bewegtbild und Rundfunk waren fest in der Hand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Und zu Beginn seiner Tätigkeit waren es vor allem die deutschen Medien, die zählten.

So manche Anekdote wurde beim Presseclub-Abend erzählt, z.B. dass Skatspielen offenbar eine der Kernkompetenzen war, die bei längeren Dienstfahrten zum Einsatz kam. Wer da nicht richtig mithalten konnte, hatte im Konzern keine Chance, wurde berichtet. Alle anderen Anekdoten wurden „unter drei“ erzählt und werden daher hier selbstverständlich nicht weitergegeben. Wer solche Informationen erhalten möchte, der muss persönlich an einem Presseclub-Abend teilnehmen. Anmeldungen sind jederzeit über die Webseite des Presse Club Hannover möglich; angemeldete Gäste sind herzlich willkommen.

 

Text: Dr. Sabine Wilp
Fotos:  Dr. Thomas Borcholte, Dr. Sabine Wilp