Sie spielen längst eine zentrale Rolle in Medienwirtschaft und Industrie und auch für nordmedia, die Film- und Mediengesellschaft des Landes Niedersachsen: Computer- und Videospiele. Club-Mitglied und nordmedia-Geschäftsführer Thomas Schäffer informierte über Trends, Nutzerverhalten und Struktur der Branche.
Die Faszination der Computer- und Videospiele – insbesondere bei der Generation 55 Plus! – aus seiner Sicht: „Im Unterschied zum filmischen Eintauchen in das Geschehen sind die Spieler selbst aktive Teilnehmer in der digitalen Realität. Sie gestalten das Geschehen durch ihr Handeln mit, und das führt zu einem viel intensiveren Erlebnis als beim reinen Zuschauen.“
In der Mitte der Gesellschaft angekommen, wird das Thema inzwischen auch von der Politik aufgegriffen: Der Bundeshaushalt 2019 enthält erstmals Mittel in Höhe von 50 Millionen Euro für die Einführung eines Games-Fonds, mit dem künftig die Computerspiele-Entwicklung auf Bundesebene gefördert werden soll. Außerdem haben die Koalitionäre eSports als eine eigenständige und anerkannte Sportart in Deutschland bezeichnet.
Auch nordmedia hat sich längst für die Branche geöffnet und fördert und unterstützt Entwickler und Publisher von der Idee bis zur Verbreitung innovativer und marktgerechter Games.
Ein ganz aktueller Erfolg ist, dass das geförderte Sci-Fi-Game „Eden Tomorrow“ bei Sony Playstation VR erscheinen soll. Entwickelt wurde das Spiel von Soulpix aus Hannover. Frank Sennholz, CEO von Soulpix, beschreibt das Game als „eine fantastische Reise durch eine unbekannte Welt in virtueller Realität, die den Spieler auf eine Odyssee von Wundern und Schrecken schickt.“
Für Schäffer ist die Games-Branche auch ein wichtiger Innovationstreiber für die Wirtschaft. „Ob PayPal oder Erklär-Videos – viele technische Entwicklungen aus der Games-Branche haben längst Einzug in das Alltagsleben gehalten und sind wichtige Hilfen in der Produktion.“ Er setzt daher auch einen Fokus auf die Förderung sogenannter Serious Games – digitaler Spiele, die nicht primär oder ausschließlich der Unterhaltung dienen, wohl aber derartige Elemente enthalten können. Sie wollen Information und Bildung vermitteln, und dies sollte in einem möglichst ausgeglichenen Verhältnis zu Unterhaltungsaspekten geschehen. Nordmedia steht aktuell im Dialog mit der Digitalagentur Niedersachsen, um Rahmenbedingungen für ein Förderengagement auch in diesem Bereich auszuloten.
Ein besonders gelungenes Beispiel ist für Schäffer das Projekt der Shoa Stiftung: Die Shoa Stiftung der University of Southern California hat in Zusammenarbeit mit dem Holocaust Museum in Illinois holografische Projektionen entwickelt. „Dass diese Technologie im letzten Augenblick bereitstand, noch zu Lebzeiten unserer Überlebenden, ist ein großes Glück“, sagt Museumsdirektorin Susan Abrams. „Es gibt keinen Ersatz: Mitgefühl und Menschlichkeit entstehen aus persönlichen Begegnungen. Und das können die Hologramme unserer Überlebenden leisten.“ Zwölf Hologramme hat die Shoa Stiftung gemeinsam mit dem Museum in Chicago entwickelt. Sie reagieren auf Schlüsselbegriffe. Je nachdem, wie eine Frage formuliert wird, antwortet das Hologramm in Variationen.
Die Autorin meint: Ja, die digitale Welt hat ihren Reiz und gehört schon zu unserem Alltag. Eine Live-Begegnung mit den Mitgliedern und noch dazu ein so profunder Vortrag wie der von Thomas Schäffer – das bleibt vorerst einfach das schönere Erlebnis.
Bericht und Fotos: Katharina Kümpel