Am 19. Dezember 2017 wurde der Unternehmer Prof. Hans Georg Näder mit dem LeibnizRingHannover ausgezeichnet. Mehr als 500 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft nahmen an der Festveranstaltung im Hannover Congress Centrum (HCC) teil.
Der Ehrenring wird jedes Jahr an eine Persönlichkeit oder Institution verliehen, die durch herausragende Leistungen auf sich aufmerksam gemacht oder durch ihr Lebenswerk ein besonderes Zeichen gesetzt hat. Hans Georg Näder verkörpert beides. Er hat aus dem 1919 von seinem Großvater Otto Bock gegründeten Orthopädieunternehmen einen Weltmarkt- und Technologieführer in der Medizintechnik gemacht. In 140 Ländern geben Prothesen, Orthesen und Rollstühle von Ottobock Menschen Mobilität zurück. Gehandicapten ein aktives, würdiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und das Thema Mensch, Behinderung und Mobilität in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, bezeichnet Näder als sein Lebensthema.
Jürgen Köster, der Vorsitzende des Presse Club Hannover, eröffnete und moderierte den Festakt im Leibniz-Saal des Hannover Congress Centrums. Die Preisverleihung fand zum 20. Mal statt, und Jürgen Köster war von Anfang an dabei.
Mit Heinrich Popow, Paralympics-Sieger 2012 und 2016, amtierender Weltrekordler über 100-m und im Weitsprung sowie mehrfacher Welt- und Europameister, kam noch vor allen Honoratioren ein Kunde von Ottobock zu Wort. Bei den Paralympics ist das Unternehmen seit 1988 als offizieller Dienstleister für Prothetik, Orthetik und Rollstuhltechnik dabei und bietet den Athleten umfassenden technischen Service an. Popow (34) war als Neunjährigem ein Unterschenkel amputiert worden. „Meine Prothese ermöglicht mir, Spitzenleistungen zu bringen. Sie macht mich zu dem, was ich bin“, erklärte er. Und bedankte sich „im Namen von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen“ überschwänglich bei Hans Georg Näder. „Du hilfst, dass sie ihr Leben nach einem Schicksalsschlag wieder selbst in die Hand zu nehmen können“, sagte er. Und „dass Prothesen heute cool aussehen, hat Ottobock gemacht.“
Ministerpräsident Stephan Weil, Schirmherr der Veranstaltung, philosophierte in seinem Grußwort über vorbildliche Unternehmen und unternehmerische Verantwortung, skizzierte ein Stellenprofil für vorbildliche Unternehmer und kam zu dem Ergebnis, Näder gehöre in die Champions League der vorbildlichen Unternehmer.
Als Laudator hatte sich der Preisträger seinen Freund Sigmar Gabriel gewünscht, und der geschäftsführende Bundesaußenminister hatte sich auch sofort bereit erklärt, diesem Wunsch nachzukommen. Für Gabriel war es bereits der zweite Auftritt bei der Verleihung des LeibnizRingsHannover. 2015 hatte er die Laudatio auf Peter Maffay gehalten. Der Musiker ist ein gemeinsamer Freund Gabriels und Näders.
Seinem Freund „HG“ charakterisierte Gabriel als „bunt, kreativ und ein bisschen chaotisch“, bescheinigte ihm aber auch, eine „Ausnahmepersönlichkeit“ zu sein: „Du hast Mut, Superkräfte und eine Mission - Mut zu neuen Wegen, Superkräfte für immer neue Projekte und die Mission, überall zu helfen, wo es nötig ist.“ Der Kosmopolit, der mehr als die Hälfte des Jahres rund um den Globus unterwegs ist – da dränge sich doch das Bild der Kerze auf, die an beiden Enden brenne, so Gabriel. Und mahnte Näder, mit seinem Leben achtsamer umzugehen.
Liz Mohn, die Vorsitzende des Kuratoriums LeibnizRingHannover, streifte dem Preisträger den speziell für ihn angefertigten Ehrenring über. Nach mehrfachem „Anprobieren“ fand er am kleinen Finger der rechten Hand seinen Platz.
„Eigentlich ist für mich heute schon Weihnachten“, stellte Näder zu Beginn seiner Rede fest. Über eine schöne Bescherung bereits lange vor Weihnachten konnten sich alle Goldschmiede freuen, die am Wettbewerb teilgenommen hatten. Hans Georg Näder hatte sich von Jürgen Köster die gesamte Kollektion der für ihn kreierten Ringe zeigen lassen – und aufgekauft.
Die Kuratoriumsmitglieder (v.l.n.r.: Hannovers OB Stefan Schostok, Tagesschau-Sprecher Jan Hofer, Bertelsmann-Aufsichtsrätin Liz Mohn, Prof. Dr. Madjid Samii und NDR-Intendant Lutz Marmor) sowie Näders Freunde Peter Maffay (links im Bild) und Sigmar Gabriel (3. v. r.). erwiesen dem Geehrten auf der Bühne ihre Reverenz.
Entworfen und gefertigt hat den Ring in diesem Jahr der Gold- und Silberschmiedemeister Marco Kurapkat aus Isernhagen. Er setzte sich in dem vom Presse Club Hannover gemeinsam mit der Goldschmiede-Innung Hannover veranstalteten Wettbewerb gegen 15 Schmuckgestalter aus vier Bundesländern durch. Mehr dazu lesen Sie hier.
Mit einer abwechselnd launigen, bewegenden und aufrüttelnden Rede nutzte der zeitweilig hörbar bewegte Preisträger die Gelegenheit, einiges von dem loszuwerden, was ihm am Herzen liegt. Seinen erschlankten Freund Sigmar Gabriel frozzelte er wegen dessen „Model-Figur“ an, angesichts des Schecks über 15.000 Euro – das mit dem LeibnizRingHannover verbundene Preisgeld – stellte er fest: „Der ist ja von der NORD/LB – hoffentlich ist der auch gedeckt“.
Geschämt habe er sich, so Näder, als er tagsüber in den Nachrichten von dem unwürdigen Umgang mit den Angehörigen der Opfer des Amri-Attentats erfahren habe. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) lobte er für die schnelle Regierungsbildung mit der CDU in Niedersachsen und kritisierte, dass es in Berlin so gar nicht voranginge. „Viele Menschen hierzulande wünschen sich ‚macht Regierung‘“, erklärte er. Seinen Freund Gabriel forderte auf: “Mach das Ding!“ Der bekam gleich noch einen weiteren Auftrag, nämlich den Scheck überreicht und die Direktive, das Papier bei seiner unmittelbar bevorstehenden Afghanistan-Reise vor Ort „einer Organisation in die Hand zu drücken, die Mütter und Kinder in Not unterstützt“. Näders Devise ist „einfach mal machen.“
Dass in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt immer mehr Kinder und alleinstehende Mütter unter Armut litten, sei nicht hinnehmbar, sagte er. Und kündigte an, im neuen Jahr eine Stiftung gegen Kinderarmut in Niedersachsen zu gründen und sie mit einer Million Euro Grundkapital auszustatten.
Dass ein LeibnizRingHannover-Preisträger einem anderen LeibnizRingHannover-Preisträger musikalisch die Reverenz erweist – das hatte es in der 20-jährigen Geschichte der Ring-Verleihungen noch nicht gegeben. In diesem Jahr war es so weit. Peter Maffay (Preisträger 2015) und seine Band erwiesen HGN zunächst mit dem Lied „Es lebe die Freundschaft“ die Ehre und gaben dann den Klassiker „Über sieben Brücken musst Du geh‘n“ zum Besten. In dieser Zeit sei es wichtig, Brücken zu bauen, betonte Maffay. Ans Publikum gewandt setzte er hinzu „Deshalb haben wir das Lied wieder rausgeholt“, und an Näder gewandt: „Du bist ein Brückenbauer.“
2015 waren erstmals in der Geschichte des LeibnizRingHannover bei der Verleihungszeremonie vier Preisträger anwesend gewesen. In diesem Jahr war es noch einer mehr: Peter Maffay (2105), Prof. Dr. Rita Süssmuth (2014), Prof. Hans Georg Näder (2017), Prof. Dr.-Ing. Ulrich Reimers (2001) und Prof. Madjid Samii (2013).
Nach dem Festakt im Leibniz-Saal wechselten die Gäste in den Kuppelsaal, um das traditionelle "Leibniz-Mahl" zu genießen und bei angeregten Gesprächen den Abend ausklingen lassen. Der Preisträger hatte sich gewünscht, dass an diesem besonderen Abend Spezialitäten aus dem Eichsfeld aufgetischt würden – der Mann hat auch eine heimatverbundene kulinarische Mission. Gemeinsam mit Franz-Josef Otto (Hotel „Der Kronprinz“ in Duderstadt) zog er sie durch: Otto komponierte das Menü, Näder griff in die Tasche. Und die Gäste lernten an diesem Abend Eichsfelder Tapas kennen und Heimatliebe, das Bier aus der Duderstädter Braumanufaktur.
Ein herzliches Dankeschön an die Sponsoren des LeibnizRingHannover 2017, die durch ihren Beitrag diesen gelungenen Abend möglich gemacht haben.
Bericht: Anne Schneller
Alle Fotos: Franz Fender
Medienberichte über die Verleihung des LeibnizRingHannover finden Sie hier.
Die Aufzeichnung der Veranstaltung können Sie sich hier ansehen.
Weitere Informationen: Pressemeldung Ehrenring