Neues erproben und scheitern dürfen
Die Zukunft im Print/Online-Medienmarkt gehört denjenigen, die Neues erproben, sich von ihrem Spieltrieb leiten lassen und wissen, dass sie mit einem Projekt auch scheitern können.
Der Presse Club Hannover ist mit seinem offenen Diskussions-Format „in medias res“ so ein zukunftsorientierter Akteur am Medienstandort Hannover. Die vierte Veranstaltung im Umfeld von SCALE11, der Startup-Plattform der CeBIT in der Messehalle 11, hat diesen Anspruch bestätigt. Ein überwiegend jüngeres Publikum aus Hochschule, Journalismus, Medien und Agenturbetrieb hörte zu und stellte Fragen.
Moderator Hartwig von Saß und seine Gäste Carsten Knop (FAZ), Heike Gallery (Zeit online), Florian Blaschke (t3n) und Markus Beckedahl (netpolitik.org) sprachen über die Bedeutung des journalistischen Handwerkszeuges und Redaktionsmarketings und die Suche nach neuen Formaten.
Welche Rolle hat heute und künftig der Leser für den Recherche- und Schreibprozess eines Journalisten? Bleibt er auch in der digitalen Welt weiter in der Rolle desjenigen, der Endprodukte nur kommentieren kann, oder muss Recherche neu gedacht werden (Blaschke)? Sollen also Leser bereits in die Recherche einbezogen werden – während Texte noch „Work in Progress“ sind? Wie würde eine solche Herangehensweise die Diskussionskultur im Netz beeinflussen? Und wie lassen sich Debatten auch technisch so strukturieren, dass sie zum tatsächlichen Dialog einladen? Werden künftig Themen generell nach dem Prinzip des Crowdfunding recherchiert (Gallery)?
Und wie entwickelt sich überhaupt eine konstruktive digitale Debattenkultur? „Wir müssen noch lernen, wie wir über Texte im Internat und in den Sozialen Medien kommunizieren“, meinte etwa Beckedahl. Deutlich wurde, dass dieses Thema eng mit dem gesamtgesellschaftlichen Klima verbunden ist.
Die Medien befinden sich aktuell noch in einer Such- und Erprobungsphase. Dabei setzen die Teilnehmer - über die Verlagsgrenzen hinaus - auf Dialog und Austausch! Denn die eigentlichen Kontrahenten im Wettbewerb um Leserinnen und Leser haben ihre Firmensitze in den USA.
Bleibt für Print angesichts der Dominanz des Digitalen noch Platz? Ja, meinte Knop und schilderte: „Ich habe t3n abonniert und lese sie in meiner Freizeit. Texte, die für unsere Arbeit wichtig sind oder Impulse geben, kann ich mit Anmerkungen versehen, rausreißen und den Kollegen am nächsten Tag auf den Schreibtisch legen.“ Für diese alltägliche Erfahrung eines Journalisten gab es bei den älteren und jüngeren Gästen Zustimmung.
Bericht und Fotos: Katharina Kümpel