Matthias Koch, Mitglied der Chefredaktion des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), moderierte sachkundig und mit deutlicher Sympathie für den Europäer, der immer wieder sein Gespür für kommende weltpolitische Entwicklungen bewiesen habe und wichtige politische Debatten einleite.
Gabriel warb entschieden dafür, dass sich Politik und Gesellschaft in Deutschland öffentlich und sachorientiert mit den Veränderungen der Weltwirtschaft und Weltgesellschaft auseinandersetzen. Deutschland und die EU müssen sich nach seiner Auffassung in die Herausbildung neuer internationaler (Macht-) Konstellationen einmischen.
„Im öffentlichen Diskurs in den USA wird die EU heute viel zu oft einfach vergessen, wenn es darum geht, Meinungen auszutauschen. Der Blick richtet sich vor allem nach Asien und China“, berichtete Gabriel. Dies sei nachvollziehbar, weil in wenigen Jahren ein Großteil der US-amerikanischen Bürger asiatische oder lateinamerikanische Wurzeln haben werden.
Die Nachkriegsordnung, in der sehr viele der aktuellen Verantwortlichen in Deutschland aufgewachsen sind, sei längst passé. „Wir haben uns zu lange auf uns konzentriert, uns auf die USA verlassen und, wenn etwas schief gegangen ist in internationalen Konflikten, auf die USA als Verantwortlichen gewiesen“, sagte Gabriel. Dieses Rollenverständnis hätten die USA aufgebrochen. Deutschland müsse nun Stellung beziehen. Notwendig seien neue geopolitische Ideen und insgesamt eine „strategische Kultur“, die auch offene Diskurse über die gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland möglich mache.
Statt eines ausführlichen Berichts über die politischen Überlegungen von Sigmar Gabriel verweisen wir an dieser Stelle auf einen Vorabdruck aus seinem neuen Buch, den DIE ZEIT am 13. September 2018 (Nr. 38/2018) veröffentlicht hat.
Die Autorin meint: Ein starker Kommentar zur aktuellen Weltlage, der aufrüttelt und einlädt, neu zu denken und mitzumischen!!
Bericht: Katharina Kümpel
Fotos: Torsten Hamacher
Sigmar Gabriel: „Zeitenwende in der Weltpolitik“
erschienen im September 2018 im Herder Verlag
ISBN: 978-3-451-38328-1