„Das eine tun und das andere nicht lassen“

Podiumsdiskussion

Die Sir-Hugh-Carleton-Greene-Stiftung des Presse Club Hannover und die Hochschule Hannover hatten zur Podiumsdiskussion „Tweet statt Interview“ eingeladen. Doch Regierungssprecher Steffen Seibert wies im Gespräch mit Moderator Gordon Repinski (RedaktionsNetzwerk Deutschland) die Entweder-oder-Botschaft des Titels zurück.

Das Kommunikationsverhalten in Deutschland sei konservativer als in den USA und Twitter kein Massenmedium. „Wer nur auf Twitter setzt, scheitert. Das Fernsehen spielt nach wie vor eine zentrale Rolle für die Informationsvermittlung“, zeigte Seibert sich überzeugt. Weil sich das Kommunikationsverhalten der Deutschen aber geändert habe, bespiele die Regierung selbstverständlich auch die Social-Media-Kanäle. Erfolgreich sei die Regierungskommunikation dann, wenn sie kanal- und adressatengerecht sei. „Meine Pflicht als Regierungssprecher ist es, die Informationen zu den Bürgern zu tragen – und das eben auch über die Social-Media Kanäle“, sagte er.  Für Seibert ist dabei eine sorgfältige Wahl von Sprache und Bildern zentral, denn nicht jeder Inhalt eignet sich für unterhaltsame oder emotionale Posts.

Für eine differenzierte Sicht auf die Relevanz von Social Media für eine erfolgreiche PR plädierten auch Mirja Fiedler, Redakteurin der Deutschen Welle und ehemalige Stipendiatin der Sir-Greene-Stiftung, Laura Himmelreich, Chefredakteurin der deutschen Online-Ausgabe von VICE, Dr. Magdalena Taube, Dozentin für Online-Journalismus und Medienkompetenz an der Hochschule Hannover, und Felix Krumme, Student des Bachelor-Studiengangs Journalistik.


Auch ihre Botschaften zielten darauf, die Wahl der Kanäle den Inhalten und Zielgruppen entsprechend zu wählen. „Was wollen wir sagen? Wen wollen wir erreichen? Wie wollen wir kommunizieren?“, formulierte Himmelreich die Reihenfolge der Fragen für Kommunikateure. Für die Deutsche Welle mit ihrer internationalen Ausrichtung seien Twitter, YouTube, Facebook heute wichtige und nachgefragte Kanäle. „Wir denken heute neue Produkte immer vom Digitalen aus“, berichtete Fiedler. Denn dort müssten die Sendungen funktionieren. Sprache und Bilder müssen stimmen und Videos bereitgestellt werden.

Für VICE stellte Himmelreich fest, dass auch lange politische Hintergrundgeschichten bei jungen Menschen ankommen, wenn sie gut geschrieben sind – etwa als Podcasts. Und manchmal gelte es, sich der Tyrannei der Geschwindigkeit zu entziehen, einen Gang runterzuschalten und Antworten in Ruhe zu formulieren. „Anfragen der Medien müssen deshalb bei mir auch weiterhin per E-Mail kommen“, sagte Seibert.

Bericht: Katharina Kümpel
Fotos: Torsten Hamacher


Eine Aufzeichnung dieser Podiumsdiskussion können Sie sich hier ansehen.


Weitere Informationen:
Regierungssprecher Steffen Seibert
Social-Media-Kanäle der Deutschen Welle
VICE Deutschland
Dr. Magdalena Taube