Privat, persönlich, politisch: Bernd Althusmann im PCH

Bernd Althusmann und Jürgen Köster

Privat, persönlich, politisch: Bernd Althusmann ließ sich bei seinem Besuch am Dienstagabend im Presse Club Hannover einiges entlocken und wusste vieles zu erzählen. So berichtete er beispielsweise davon, wie es war, sechs Wochen in Namibia ohne Kühlschrank zu leben, dass er eigentlich durch einen Zufall in die Politik gekommen ist und dass er als Pastorensohn die „hohe Beachtung in der Öffentlichkeit“ in den eher kleineren Städten wie Fürstenberg oder Lüneburg „meist als Last empfunden“ habe.

Im Presse Club fühlte er sich hingegen sichtlich wohl. Knapp zwei Stunden nahm sich Niedersachsens Wirtschaftsminister Zeit, um über sein Leben im Allgemeinen und im Besonderen zu berichten. Dabei blitzte immer wieder auf, wie sehr den einstigen Offizier der Bundeswehr die Zeit geprägt hat, die er mit seiner Familie in Namibia verbrachte.

„Ich wollte immer ins Ausland“, gab er unumwunden zu. Als er dann bei der Landtagswahl 2013 seinen Wahlkreis verlor und kurz danach ein Gespräch bei der Konrad-Adenauer-Stiftung führte, kamen Glück und Unglück zusammen. Er erfuhr: Die Stelle der Landesvertretung für Namibia und Angola mit Sitz in Windhoek werde frei. Er könne sich bewerben. Er rief seine Frau an und berichtete ihr davon. „Nach einem kurzen Moment der Stille sagte sie: Weißt Du was? Genau das machen wir. Du ziehst einen Schlussstrich unter die Politik und wir gehen.“

Danach folgte eine Zeit voller Erlebnisse und Erfahrungen, die bis heute die Arbeit des Wirtschaftsministers prägen. Nicht nur, dass die Uhren in anderen Ländern durchaus anders ticken. „Zwei Stunden Wartezeit sind in Angola durchaus im Rahmen“, erklärt Althusmann. Sein Aufenthalt in Afrika hat offensichtlich auch den Blick für internationale wirtschaftliche und politische Zusammenhänge neu geöffnet. Althusmann spricht gern über diese Zusammenhänge, davon, wie sich die Chinesen im südlichen Afrika durch eine aggressive Wirtschaftspolitik Vorteile verschaffen, was das für Auswirkungen auf die Welt im Allgemeinen, aber auch auf Deutschland im Besonderen hat.

„In den nächsten zehn bis 15 Jahren wird sich der Fokus immer mehr auf die afrikanischen Länder richten“, betont Althusmann – auch wegen der dort vorhandenen Bodenschätze. In Namibia sei es beispielsweise Uran. Und so sichere sich China jetzt schon Mehrheitsrechte daran, baue Straßen und verlange dafür natürlich auch Gegenleistungen. „In den kommenden fünf Jahren wird China die stärkste Wirtschaftsmacht der Welt“, prognostiziert der 53-Jährige. Und das habe natürlich auch Auswirkungen auf Deutschland und Niedersachsen. Man denke nur an VW. „Wenn wir wie selbstverständlich davon ausgehen, dass alles so weitergeht wie bisher, dann ist das ein Trugschluss.“

Weiter wie bisher? Das geht sicher auch in Bezug auf Energie so nicht mehr. Doch die Energiewende sieht der Minister durchaus kritisch: „Wir müssen uns fragen: Wenn wir bei Kohle und Kernenergie aussteigen, ist die Energieversorgung für die Wirtschaft und die Industrie ausreichend gesichert?“ Schließlich ginge es nicht nur um Privathaushalte. Energie müsse für die Wirtschaft bezahlbar bleiben. „Der Industriestandort Deutschland darf nicht unter die Räder kommen.“ Auch in Bezug auf den Verkehr sei eine Energiewende derzeit noch sehr ambitioniert. „Es gibt keine Batterie, die einen 40-Tonner über lange Strecken bewegen kann“, erklärt er – ergo gebe es auch noch keinen serienreifen voll-elektrischen Lastkraftwagen.

Doch was heißt das alles für Niedersachsen? Da setzt Althusmann nicht nur auf Wind- und Wasserstoffenergie, sondern will auch die Vorzüge des Landes selbst nutzen. In dem landwirtschaftlich geprägten Flächenland Niedersachsen setzt der Wirtschaftsminister auf „smart and precision farming“. Die Landwirtschaft soll so digitalisiert werden, dass der Boden optimal und nachhaltig genutzt werden kann und die Qualität der Lebensmittel steigt. „Die Ernährungswirtschaft wird sich massiv entwickeln“, schätzt Althusmann, der nach knapp zwei Stunden im Presse Club dem Vorsitzenden Jürgen Köster noch etwas in die Hand versprach: Wenn er die Landtagswahl in Niedersachsen 2022 für sich entscheiden und Ministerpräsident werden sollte, dann wird einer seiner ersten Besuche ihn in den Presse Club Hannover führen. „Aber nur, nachdem Sie mit meiner Frau gesprochen haben“, betonte er.


Bericht: Dr. Heike Schmidt
Fotos: Torsten Hamacher