Gradlinigkeit, Verlässlichkeit und Ehrlichkeit ebenso wie Gestaltungswille und Mut zur Macht im positiven Sinn: Das sind für die Laudatorin Liz Mohn herausragende Charaktereigenschaften der diesjährigen Preisträgerin des Leibniz-Ring-Hannover, Prof. Dr. Rita Süssmuth.
In ihrer politischen und persönlichen Rede stellte Mohn viele Bezüge zwischen dem gesellschaftspolitischen Wirken der 77-jährigen Bundestagspräsidentin a.D. und den aktuellen Diskussionen zu Migration und Integration her. Beiden Frauen geht es mit ihrem Wirken um die soziale und demokratische Verfasstheit Deutschlands. Offenheit für alle Menschen und den Blick auf deren Talente und Stärken zu richten, sind für sie wichtige Voraussetzungen für ein gelingendes Miteinander und die Zukunftsfähigkeit Deutschlands.
Mit ihrem „Mut zur Meinung“ (so Liz Mohn) ist Rita Süssmuth parteiübergreifend bis heute eine herausragende Persönlichkeit, die damit in sehr besonderer Weise zum Namensgeber Gottfried Wilhelm Leibniz in Verbindung steht. Darauf wies Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok hin, der auch einen Bogen schlug zum Wirken von Sophie Charlotte. Ganz offen bekannte das Stadtoberhaupt, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Stadtverwaltung noch ausbaufähig ist. Gerade deshalb schafft sie Gesprächsanlässe – ein Anliegen, das auch Rita Süssmuth besonders wichtig ist.
Rita Süssmuth zeigte sich in ihrer engagierten Danksagung überzeugt, dass „wir alle gemeinsam in der Lage sind, etwas zu verändern. Dazu müssen wir Menschen stark machen und den Blick auf ihre Potenziale richten.“ Sie selbst habe nur im Zusammenhang mit vielen Engagierten wirken können und sehe sich im historischen Kontext mit vielen ehemaligen Streiterinnen für Demokratie und Frauenrechte. Sie warb für den Einsatz für den Zusammenhalt in der Gesellschaft und den dafür notwendigen "Erhalt von öffentlichen Gesprächen". Und mit einem Augenzwinkern gab sie den Gästen mit auf den Weg: „Wie oft habe ich gehört: Das kommt nicht in Frage, das klappt nie. Und genau das ist der Moment, in dem wir denken sollten: Das wollen wir doch mal sehen!“
Sehr beeindruckt war sie von der Goldschmiedin Beate Fritz. Diese bekannte in einem spontanen Statement ihre Verbindung zur Preisträgerin: „Wir haben am gleichen Tag Geburtstag und stammen beide aus Wuppertal. Seit vielen Jahren begleite ich von ferne das politische Engagement von Frau Dr. Süssmuth. Mir war es daher ein persönliches Anliegen, den Ehrenring für sie zu gestalten.“
Rund 350 Gäste nahmen an der Verleihung des Leibniz-Ring-Hannover 2014 an Prof. Dr. Rita Süssmuth teil. Unter den Gästen waren u.a. der Präsident des Niedersächsischen Landtags, Bernd Busemann, die Laudatorin und Geschäftsführerin der Bertelsmann Verlagsgesellschaft, Liz Mohn, der Intendant des Norddeutschen Rundfunks, Lutz Marmor, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Edelgard Bulmahn, Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok sowie die beiden ehemaligen Preisträger Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Madjid Samii (Leibniz-Ring 2013) und Prof. Dr.-Ing. Ulrich Reimers (Leibniz-Ring 2001).
Im musikalischen Rahmenprogramm begeisterten Evelin Novak (Sopran), Grigory Shkarupa (Bass) und Andrei Diakov (Pianist) das Publikum. Evelin Novak und Grigory Shkarupa sind Ensemblemitglieder der Staatsoper Berlin und Stipendiaten der Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung am Internationalen Opernstudio der Staatsoper Berlin. Der in Leningrad geborene, mit Preisen ausgezeichnete Kammermusiker und Konzertpianist Andrei Diakov gab 2012 an der Staatsoper Berlin sein Debüt als Dirigent.
Im Anschluss an den Festakt im Beethovensaal begaben sich die 350 Gäste in den Kuppelsaal, um bei guten Gesprächen in entspannter Atmosphäre das traditionelle "Leibniz-Mahl" zu genießen.
Bericht: Katharina Kümpel
Alle Fotos © Franz Fender
Weitere Impressionen von dieser Veranstaltung finden Sie hier.
Und hier sehen Sie ein Video vom Festakt im Beethovensaal.