Dirk Roßmann zu Gast im PCH

Dirk Rossmann

Dirk Roßmann mischt sich gerne ein. Das wurde bei seiner Vorstellung am 16.10. im Presse Club Hannover schnell deutlich. Als er mitbekam, dass 1990 in der ehemaligen DDR Flugblätter der Nazis verteilt wurden, packte er kurzentschlossen 20.000 Spiegelhefte ins Auto und verteilte sie auf dem Karl-Marx-Platz.
„Die Menschen“, erinnerte sich Dirk Roßmann, „waren ausgehungert nach westlicher Presse.“   Eine Zeit lang habe er Angst gehabt, von der Menge erdrückt zu werden, einem älteren Herrn sei bei der Aktion die Brille zerbrochen.

Dirk Roßmann ist kein gewöhnlicher Unternehmer. Der Gründer der gleichnamigen Drogeriekette unterstützt mehr als 100 soziale Projekte, darunter beispielsweise die Stiftung Welt Bevölkerung, die sich für Sexualaufklärung und Familienplanung engagiert. Gemeinsam mit Erhard Schreiber erhielt er dafür das Bundesverdienstkreuz.

Vielleicht ist es seine Offenheit, die den 66-Jährigen weniger als Unternehmer und mehr als Mensch rüberkommen lässt. „Ich mache auch Fehler“, räumt er freimütig ein und erzählt, dass die Drogeriekette in den 90er-Jahren nicht gut aufgestellt gewesen sei. In der Zeit habe es keine Eigenmarken und keine Ideenwelt gegeben und die Eigenkapitalquote habe unter zehn Prozent gelegen. Die Banken hätten enormen Druck gemacht. Außerdem habe er an der Börse spekuliert und dabei viel Geld verloren. „Es ist nicht einfach auszuhalten, wenn man am Freitag nicht weiß, wie man am Montag die Löhne bezahlen soll.“

Heute präsentiert sich die Firma Rossmann mit neuen Warenwelten und wurde 2010 von Ökotest für die beste Eigenmarke ausgezeichnet. „Jeder vierte Lippenstift“, verkündet der Unternehmer stolz, „wird bei Rossmann gekauft.“  Rossmann habe 50 Prozent mehr Verdienst als der Konkurrent DM, gehöre zu den 50 wachstumsstärksten Handelsunternehmen und verfüge über rund 70 eigene Immobilien. Jedes Jahr entstünden 90 bis 110 neue Läden, Umsatz sowie Gewinn seien zweistellig. Die Auslandstöchter seien erfolgreich, allein die polnische Tochter mache einen Umsatz von 1,2 Mrd. Euro.

Roßmann unterstreicht, dass für ihn die Mitarbeiter das Wichtigste sind, weil sich nur durch sie ein Unternehmen erfolgreich am Markt behaupten kann. Bei einem Testergebnis der Lebensmittelzeitung hätten 98,2 Prozent seiner Mitarbeiter gesagt, dass sie den Arbeitsplatz bei Rossmann weiterempfehlen könnten.  Er verteile Einkaufsgutscheine und außerdem gebe es einmal im Monat ein kabarettistisches Programm in Burgwedel. „Man muss versuchen, seine Mitarbeiter nicht zu demotivieren“, sagt der 66-Jährige.

Dirk Roßmann präsentiert sich, anders als andere Unternehmer, gerne in der Öffentlichkeit. Er nimmt an Talk-Shows teil, gibt Interviews und ist bei Veranstaltungen präsent. „Unsere Demokratie ist so unglaublich wichtig, da ist es notwendig, auch nach außen Verantwortung zu zeigen.“  Deutschland sei ein gutes Land, in dem er gerne Steuern zahle.

In seiner Freizeit spielt Dirk Roßmann gerne Schach und Skat, hat eine kleine Männergruppe, mit der er regelmäßig wandert, und guckt gerne Fußball. An diesem Abend spielte Deutschland gegen Schweden. Niemand der Anwesenden im Presseclub nahm es ihm übel, dass er sich nach einer Fragerunde zeitig verabschiedete. Es gab kräftigen Applaus für den erfolgreichen Unternehmer.

Bericht: Ingrid Hilgers