Wohin geht die Reise?

Sven Friedrich Cordes

Den Abschied leben! Für diese Botschaft steht und wirbt Sven Friedrich Cordes, der das Unternehmen „Friedrich Cordes Bestattungen“ seit 2013 in der dritten Generation führt.

In metavier – der Galerie vom Anfang und Ende in Linden erlebten die Mitglieder des Presse Club Hannover einen fachkundigen, eloquenten und humorigen Vortrag über die Geschichte des Bestattungsmarketings in Deutschland und anderen Staaten sowie über aktuelle Trends bei Bestattungen.

Bestatter bewegen sich in einem „legal-illegitimen“ Marktbereich (nach Dominic Akyel), weil die Themen Tod und Beerdigung in Deutschland eben noch immer tabuisiert seien. Doch es tut sich längst etwas im Trauergewerbe. So schreibt etwa das Kuratorium Deutsche Bestattungskultur auf seiner Homepage: „Bestattungskultur ist Teil der Kultur und Spiegel der ethischen Werte einer Gesellschaft. Tod und Trauer, Traditionen und Rituale haben eine private und eine öffentliche Dimension, die in unserer Gesellschaft zunehmend verloren geht. Deshalb geht es um Impulse für eine bewusste Auseinandersetzung mit der Bestattungs- und Erinnerungskultur, um heute an die Folgen für morgen zu denken.“

Sven Cordes steht für dieses Verständnis seiner Dienstleistung, die auch den Tabubruch einkalkuliert. Er bietet Familien deshalb neue Zugänge: Da gibt es Särge oder Urnen mit einem Mal-Set zur individuellen Gestaltung, Sargaufbahrungen in Tanzschulen mit Gitarrenmusik und Festessen oder Trauerfeiern in einem Café.

Als Dienstleister ist für ihn machbar, was Familien wollen – auch wenn manches für ihn persönlich moralisch weniger funktioniert. „Ich freue mich über gemeinsame sinnhafte Feiern, halte mich als Dienstleister aber vollständig raus aus der moralischen Bewertung“, sagt Cordes, der weiß, dass sich das Begräbnisgewerbe gegen neue Angebote, insbesondere gegen Waldbestattungen in Ruheforst und Friedwald oder Seebestattungen als Alternativen zur klassischen Beerdigung auf dem Friedhof behaupten muss.

Für Cordes ist der Tod bunt wie das Leben. Deshalb lädt metavier – Galerie vom Anfang und Ende am 2. November zum Día de los Muertos ein.

Eine sehr gelungene Veranstaltung, die Maike Körber für die Junioren im PCH organisiert hat. Auch Mitglieder, die nicht mehr zu den Junioren zählen, waren wie immer willkommen – und gern dabei.

Bericht: Katharina Kümpel
Fotos: Torsten Hamacher

 

Zusatzinformationen:

Leser der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung wissen zudem seit dem 18. Oktober 2019: Es gibt den Sarg zum Selbstbasteln. Es ist der Bausatz eines schlichten Einäscherungssargs, den Henning Rutsatz von der Firma Abschied und Bestattungen an diesem Nachmittag in Kirchlinteln bei Verden (Niedersachsen) vorstellt.

Cordes bezog sich bei seinen Ausführungen über das Bestattungsmarketing als Teil des Legal-illegitimen Marktes auf die Studie „Ökonomisierung und moralischer Wandel - Die Ausweitung von Marktbeziehungen als Prozess der moralischen Bewertung von Gütern“ von Dominic Akyel (MPIfG Discussion Paper 14/13, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln, Juli 2014).